Blog Auschwitz März 2015

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THE ONE WHO DOES NOT REMEMBER HISTORY
IS BOUND TO LIVE THROUGH IT AGAIN

Geor­ge Santayana

 

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Farou­za: Als wir den jüdi­schen Fried­hof besich­tigt haben, haben wir einen Ein­blick in das Leben der Juden bekom­men. Die Juden bezeich­nen sich als Volk Isra­els und sind ihrer Kul­tur und Reli­gi­on ver­bun­den. Die Nazis woll­ten die Juden nicht nur im Dies­seits aus­rot­ten und sie men­schen­un­wür­dig behan­deln, son­dern auch im Jen­seits, indem sie Lei­chen nicht ver­gru­ben, son­dern ver­brann­ten. Sie nah­men ihnen wie­der die Men­schen­wür­de und ver­letz­ten ihre Riten.

 

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Vanes­sa: Da ein Teil mei­ner Fami­lie aus Polen stammt, stieg ich mit gemisch­ten Gefüh­len ins Flug­zeug, weil mei­ne Groß­el­tern die Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus in Polen mit­er­lebt haben.

 

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Fran­zi: Im Haus der Natio­nen des Staa­tes Isra­el wur­den Film­aus­schnit­te von Hit­ler und Göb­bels gezeigt. Als ich die­se Auf­nah­men gese­hen und gehört habe, fing ich an mich zu schä­men deutsch­spra­chig zu sein. Beson­ders unan­ge­nehm wur­de es, als eine israe­li­sche Jugend­grup­pe die Aus­stel­lung betre­ten hat und ein paar der jun­gen Frau­en sehr ver­weint vor den Bild­schir­men stan­den und fas­sungs­los waren.

 

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Caro­lin: In einem der Häu­ser der Natio­nen (Isra­el) befin­det sich im unte­ren Raum ein Buch, manns­hoch und min­des­tens 5.000 Sei­ten lang. Die­ses Buch beinhal­tet vie­le Namen der ver­stor­be­nen und ver­nich­te­ten Juden. Ich habe in den Sei­ten nach mei­nem Nach­na­men gesucht und ich fand mehr als 27 Sei­ten, auf denen so vie­le Men­schen stan­den, die den glei­chen Nach­na­men hat­ten wie ich.

 

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Ali­na: Mir ging es sehr nah, als ich die auf­ge­reih­ten Bil­der der ver­stor­be­nen Juden in den jewei­li­gen Blö­cken sah. Die Bli­cke auf den Fotos schüch­ter­ten mich förm­lich ein, weil ich in Ihren Augen kei­ner­lei Lebens­freun­de und Hoff­nun­gen gese­hen habe, nur noch die Angst und das War­ten auf den Tod.

 

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Sven­ja: An dem heu­ti­gen Tag konn­te ich sehr vie­le Ein­drü­cke sam­meln. Zum einen fand ich es sehr inter­es­sant einen Ein­blick in das „Leben“ der Inhaf­tier­ten auf die­sen Weg zu erlan­gen. Jedoch war es scho­ckie­rend die gan­zen Bil­der und vor allem die Gegen­stän­de der Opfer haut­nah zu sehen.

 

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Felix: Das gesam­te KZ war sehr inter­es­sant und vor allem, sich ein­fach mal ein eige­nes Bild machen zu kön­nen und es nicht nur mit der abs­trak­ten Distanz wahr­zu­neh­men, wie es im Unter­richt der Fall ist. Was mich beson­ders betrof­fen gemacht hat, war wie unmensch­lich und scham­los die Juden aus­ge­schlach­tet wur­den, es wur­de nur der sach­li­che Wert in ihren Besitz­tü­mern gesehen.

Domi­nik: Die Lager­or­ga­ni­sa­ti­on der Natio­nal­so­zia­lis­ten konn­te man bereits spü­ren, noch bevor man das Lager über­haupt betre­ten hat­te. Mich per­sön­lich beein­druck­ten die Kar­ten, auf denen die Daten von den Häft­lin­gen ver­zeich­net waren auf eine schau­ri­ge Art und Wei­se. Die Erfas­sung von allen rele­van­ten Daten (Geburt, Grö­ße, Name […]), jede Infor­ma­ti­on genau­es­tens auf­ge­schrie­ben. Auch das Todes­da­tum und die Todes­ur­sa­che waren ver­zeich­net. Aller­dings war gera­de die Todes­ur­sa­che, der eigent­li­che Grund der Exis­tenz des Lagers, gelo­gen. Ich frag­te mich, war­um führt jemand so genau Buch über die Häft­lin­ge, beschö­nigt dann jedoch den Grund des Todes? Der Wider­spruch an sich. Ein Lager, das zum Töten gebaut wur­de, der Tod an sich aller­dings nicht rich­tig von den Tätern wie­der­ge­ge­ben wird. Wie­so tut man so etwas? – Der orga­ni­sier­te Tod!

Gina: Mir per­sön­lich gin­gen die Kin­der­zeich­nun­gen sehr nahe. Als könn­te ich sehen, was sie emp­fun­den haben. Ich fühl­te mich sehr verbunden.

Baran und Bjar­ne: „Aus Respekt vor den Opfern nun bit­te kei­ne Fotos machen“. Die­ser Moment bei der Füh­rung war für uns bedrückend.

 

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Joel: Ich per­sön­lich fand es am schlimms­ten, als ich direkt von der Gas­kam­mer zu den Öfen gegan­gen bin. Wenn man bedenkt, dass vor 70 Jah­ren Lei­chen da lagen, wo ich stand und Men­schen gefol­tert wur­den, wur­de mir echt anders.

Felix: Ich per­sön­lich fand die Bril­len beson­ders beein­dru­ckend, weil ich mir dadurch vor­stel­len konn­te wie vie­le Men­schen dort leben und ster­ben mussten.

 

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Jan: Am schlimms­ten fand ich den Rund­gang durch die Gaskammer.

 

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Stef­fi: Dass das alles so groß war, konn­te ich mir nicht vorstellen.

 

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Saskia: Als die Besich­ti­gung vor­bei, habe ich die Men­schen anders betrach­tet als vor­her. In mir hat sich etwas geregt, was ich nicht defi­nie­ren kann, denn die Tat­sa­che, dass sowohl Täter, Opfer als auch alle ande­ren ein soge­nann­tes „Leben“ auf die­se Wei­se beein­flusst und geführt haben, ist für mich unbe­greif­lich und die Taten etwas, das mei­ner Mei­nung nach das Den­ken des Men­schen übersteigt.

 

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Moritz: Der heu­ti­ge Tag war für mich sehr bedrü­ckend, weil ich das alles zum ers­ten Mal live gese­hen habe, so z.B. die Haa­re und die Klei­dungs­stü­cke. Alles war ziem­lich krass und schlimm. Die Juden hat­ten kei­ne Wür­de mehr, weil sie durch und durch gede­mü­tigt wur­den. Auch dass das alles wahr ist, ist bes­ser vor­stell­bar, wenn man das sieht.

 

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Dani­el: Im KZ Ausch­witz fand ich am schlimms­ten die Lebens­be­din­gun­gen der Juden (oder Inhaf­tier­ten). Die Wasch­be­cken und Toi­let­ten waren in einem inak­zep­ta­blen Zustand. Das ist für mich kein Woh­nen oder Leben, es ähnelt mehr der Viehzucht.

 

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Lena: Wir haben heu­te in Win­ter­ja­cken gefro­ren. Ich kann mir kaum vor­stel­len wie es damals gewe­sen ist!

 

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Max: Was mich am meis­ten zum Nach­den­ken gebracht hat, war der Gedan­ke, dass da, wo wir ent­lang gelau­fen sind, Ver­bre­chen bzw. ein Völ­ker­mord statt­ge­fun­den haben. Und der Gedan­ke, dass die Groß­el­tern und die Urgroß­el­tern, also die Fami­lie die­ses Ver­bre­chen gedul­det haben, also zu ver­ant­wor­ten haben oder mit zu ver­ant­wor­ten haben.

 

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Ali­na: Es hat mich bewegt in der (sog.) Sau­na die Men­schen zu sehen, wie glück­lich die waren, bevor sie nach Ausch­witz kamen.

 

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Fran­zi: Es sind immer noch Menschen!

 

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Mari­an Kolod­ziej, Kryp­ta von Harmeze

Felix: Durch die Bil­der in Har­me­ze kann ich mir bes­ser vor­stel­len, was der Künst­ler in Ausch­witz erlebt hat, z.B. durch die vie­len Toten­schä­del. Er hat sei­ne eige­ne Spra­che für das Erleb­te gefunden.

 

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Aria­ne: Der Künst­ler hat sein Trau­ma in sei­nen Bil­dern verarbeitet.

Bjar­ne: Es hat mich über­rascht, dass der Künst­ler fünf Jah­re über­lebt hat.

 

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Tade­usz Sobo­le­wicz, Nr. 23053

Eva: Durch das Zeit­zeu­gen­ge­spräch wur­de alles, was ich gese­hen hat­te greif­ba­rer, rea­ler. Denn er (Tade­usz Sobo­le­wicz) ist wirk­lich damals da gewe­sen. Die­se Begeg­nung war mein per­sön­li­cher Höhe­punkt der Fahrt.

 

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Fran­zi: Pri­va­te Film­auf­nah­men von den Opfern (Shoa-Aus­stel­lung), brin­gen die Mensch­lich­keit zurück, weil sie pri­va­te Lebens­si­tua­tio­nen zei­gen, zum Bei­spiel Hoch­zeits­fil­me oder Auf­nah­men am Bade­see. Dadurch wird ein Bezug her­ge­stellt zwi­schen der Täter­ge­nera­ti­on und den Opfern. Obwohl man sel­ber nichts damit zu tun hat, rutscht man sel­ber auto­ma­tisch in die Täter­rol­le und man bekommt das Bedürf­nis sich zu entschuldigen.

 

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Maxi, Lea, Aria­ne und Lena: Uns hat berührt, dass die Men­schen heu­te schein­bar leicht­fer­tig durch das Ein­gangs­tor gehen, wäh­rend dies für die ehe­ma­li­gen Häft­lin­ge das Ende ihres bis­he­ri­gen Lebens und ihrer Träu­me bedeu­te­te. Durch die Füh­rung konn­ten wir uns viel bes­ser in das Leben der Häft­lin­ge hin­ein­ver­set­zen, als wenn wir in der Schu­le Tex­te und Zah­len lesen. Wir fan­den es krass, dass die Men­schen dort auf eine Num­mer redu­ziert wurden.

Con­stan­tin: Alle zeit­ge­nös­si­schen Auf­nah­men, die wir aus Ausch­witz ken­nen und die uns in Erin­ne­rung geblie­ben sind, sind Täter­fo­to­gra­fien. Das bedeu­tet, dass sie aus der Sicht der Täter auf­ge­nom­men wur­den. Dar­aus folgt, dass kein Foto, das nicht zu Pro­pa­gan­da­zwe­cken erstellt wur­de, Ausch­witz je ver­ließ. In Ausch­witz sel­ber herrsch­te ein strik­tes Foto­ver­bot, um kei­ne nega­ti­ve Pres­se zu pro­vo­zie­ren. Bei der Besich­ti­gung von Ausch­witz I habe ich erfah­ren, dass es aber zwei Häft­lin­gen eines Son­der­ein­satz­kom­man­dos gelang, vier Auf­nah­men zu machen, die die Exe­ku­ti­on von ande­ren Häft­lin­gen dokumentieren.
Die Fotos sind zwar stark ver­wa­ckelt und ange­sichts der stän­di­gen Gefahr ent­deckt zu wer­den unscharf, trotz­dem haben sie für mich einen beson­de­ren ideel­len Wert. Die­se vier Fotos sind die ein­zi­gen Fotos von Ausch­witz aus der Sicht der Opfer. Auf­ge­nom­men wur­den die ers­ten zwei Fotos aus dem Schutz einer Gas­kam­mer her­aus, was die Lage des Foto­gra­fen als Opfer noch ein­mal beson­ders betont.

Domi­nik: Dadurch dass ich da war und die Orte gese­hen habe, wo das alles statt­ge­fun­den hat, konn­te ich mir bes­ser vor­stel­len, wie das alles gewe­sen ist. Der Ort mit den heim­lich auf­ge­nom­me­nen Bil­dern hat mich bewegt.
Es hat mich auch beein­druckt, dass der Künst­ler in Har­me­ze die Nr. 423 hat­te, also in einem der ers­ten Trans­por­te war und dann fünf Jah­re über­lebt hat.

Gina: Am Schlimms­ten fand ich die Kinderbaracke.

Jose­fi­ne: Ich fin­de den Gedan­ken sehr auf­wüh­lend, dass das alles über­haupt pas­sie­ren konn­te. Ganz nor­ma­le Men­schen und es kann jeder­zeit wie­der pas­sie­ren. Viel­leicht tut es das auch schon. Geschich­te mit der man sich aus­ein­an­der­setzt hat den Vor­teil, dass man dar­aus ler­nen kann. Die Pro­ble­ma­tik besteht aber genau­so dar­in, dass vie­le Men­schen gera­de dazu nicht bereit sind. Davor habe ich Angst.

 

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Die Pro­jekt­fahrt mit Schü­le­rin­nen und Schü­lern des 10. und 12. Jahr­gangs wur­de von der Stif­tung ERINNERN ERMÖGLICHEN sowie vom Deutsch-Pol­ni­schen Jugend­werk unter­stützt. Herz­li­chen Dank!!!

 

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Tex­te und Fotos stam­men von den Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern die­ser Projektfahrt.

Beglei­tet wur­de die Schü­ler­grup­pe von den Kol­le­gen Cor­ne­lia Mark­worth und Dirk Schauermann.

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