Folgender Artikel über das Schulprojekt in Kenia erschien in der Festschrift zum 20-jährigen Jubiläum der Willy-Brandt-Gesamtschule im Jahre 2012.
20 Jahre Gesamtschule Kerpen – 10 Jahre Schulprojekt Kenia
von Michael Hopf (Projektleiter)
Auch unser Schulentwicklungsprojekt in Kenia feiert in diesem Jahr ein rundes Jubiläum! Im Jahre 2002 wurden die ersten Kontakte zu Tuum geknüpft, einem winzigen Dorf im hohen Norden Kenias, am Fuße des Mount Nyiru, knapp 80 km südlich des Lake Turkana (früher Rudolfsee) gelegen. Bis zur Landeshauptstadt Nairobi sind es ca. 500 km. Für die Strecke Nairobi — Tuum benötigt man aufgrund der Straßenverhältnisse in der Regel 2–3 Tage. Das Dorf erreicht man nur mit LKW oder Geländewagen, da der Weg quer durch die Wildnis führt. Es gibt keine festen Straßen, nur steinige Gebirgspisten sowie Sand-und Lehmwege, die in den Regenzeiten fast unpassierbar sind. So ist das Dorf Tuum sehr isoliert und von der Außenwelt fast abgeschnitten. Tuum liegt im Samburu Distrikt, benannt nach den Samburus, einem von über 40 Stämmen (tribes) in Kenia. Die Samburus sind Halbnomaden und leben vorwiegend von der Viehzucht und dem Anbau von Mais und Kohlgemüse. Heute leben in Tuum etwa 2000 Menschen (ca. 300 Kinder im Grundschulalter). Fernab der Zivilisation führen sie ein sehr einfaches Leben, das weitgehend von Armut geprägt ist. Ein Großteil der Erwachsenen sind Analphabeten und noch stark in den Traditionen verwurzelt. Als wir vor 10 Jahren Kenntnis von Tuum erhielten, gab es vor Ort bereits eine Grundschule aus den 60er-Jahren. Das gesamte Schulgebäude (gebaut aus Holz) war aber durch Termitenbefall zu großen Teilen zerstört und Unterricht kaum noch möglich. Im Juli 2002 gründeten Kolleginnen und Kollegen unserer Schule den gemeinnützigen Verein „Schule in Tuum/Kenia e.V.“ Zweck der Vereinsgründung war es, Spenden für einen Schulneubau in Tuum zu sammeln. Vor dieser Zeit hatte sich bereits eine spanische Organisation mit dem Neubau dieser Grundschule befasst. Im Jahr 2003 wurden die ersten 3 Klassenräume fertiggestellt. Noch im gleichen Jahr mußte diese Organisation weitere Bauvorhaben wegen fehlender Gelder aufgeben. Mit Schulkonferenzbeschluss vom 17. Juni 2004 wurde die Willy-Brandt-Gesamtschule Hauptförderer des Schulaufbauprojekts in Tuum. Federführend für die Projektentwicklung in Kenia war und ist der Verein „Schule in Tuum/Kenia e.V“, mit Sitz in Kerpen-Sindorf und eingetragen beim Registergericht /Amtsgericht Kerpen, Steuernummer: 203/5703/1760. (Spendenkonto: Konto-Nr.:0142010877/ BLZ: 37050299/ KSK Köln). Vor dem Hintergrund der in Tuum angetroffenen Situation war den Vereinsgründern klar, dass nur schulische Bildung positive Zukunftsperspektiven für Kinder und Jugendliche schaffen und eine nachhaltige Verbesserung ihrer Lebenssituation bewirken kann. Sie kann den jungen Menschen die Chance geben, der Trost- und Perspektivlosigkeit eines Analphabetentums im Erwachsenenalter zu entgehen. Mit gewissem Stolz kann sich die Bilanz unserer Entwicklungsarbeit im fernen Kenia sehen lassen! Heute umfasst das Projekt Tuum: 10 Klassenräume, 1 Lehrerzimmer, 1 Küche mit Lagerraum, 1 Esssaal, 1 Schlafsaal für Mädchen, 8 Toilettenhäuschen („Plumpsklos“), 1 Fußballfeld, 1 Volleyballfeld, 1 Schulgarten und ca. 800 m Zaunanlage. Außerdem wurden ca. 150 m Dachrinnen und große Wassertanks installiert, um die Wasserversorgung der Schule zu verbessern. Dieser Erfolg ist dem großen Engagement vieler zu verdanken: In den ersten Jahren stand die Willy-Brandt-Gesamtschule in alleiniger Verantwortung mit ihren Eltern, Lehrern und vor allem ihren Schülerinnen und Schülern. 2005/2006 konnte die Gesamtschule Brühl für eine Kooperation gewonnen werden, die sich bis heute überaus erfolgreich entwickelt hat und die wir nicht missen möchten! Seit 2009/2010 arbeitet das Gymnasium Warstein in unserem Projekt mit und ist uns ein hilfreicher Partner geworden. Mit all diesen Partnern (und möglichen neuen Sponsoren) werden wir auch in Zukunft notwendige Arbeiten am Projekt erfolgreich abschließen können.