Für Deutschland ist es gut, wenn der Bundespräsident, Christian Wulff, zum Gedenktag nach Auschwitz fährt, aber für uns war es eher schlecht. Wulff war nicht der einzige gerade gewählte Präsident — auch der neue polnische Präsident, Bronislaw Komorowski, kam. Nur einer aus unserer Gruppe nahm es freiwillig auf sich, trotz weiträumiger und vor allem Stunden vorher beginnender Polizeiabsperrungen in der Kälte von Birkenau auf den Beginn der Feier unter freiem Himmel zu warten. Wir anderen zogen es vor, unsere eigene kleine Gedenkveranstaltung im Block 11 des Stammlagers zu machen — an der Todeswand.
Das war am Nachmittag des 27. Januar. Am Vormittag nahmen wir an der Kranzniederlegung in der Stadt teil, auf dem Platz mit dem ziemlich unaussprechlichen Namen (Kościuszki-Platz). Unsere Delegation folgte gleich hinter der Delegation des Kerpener Stadtrates mit Bürgermeisterin Sieburg.
Dieser Tag war der letzte der Reise (wenn man vom Rückflug absieht) und wie immer der eindruckvollste. Mit dem Wetter hatten wir Glück, es war ziemlich warm, kaum unter Null.
Unsere kleine Gruppe von 25 Personen hatten wieder freundliche Unterkunft im Zentrum für Dialog. Natürlich gehörten die Stadtbesichtigung (mit Synagoge und Friedhof) und die Führungen im Stammlager und in Birkenau zum Programm. Nachdem im letzten Jahr der Besuch der Kunstausstellung „Marian Kolodziej, Häftling 432″ auf Zustimmung gestoßen war, nahmen wir ihn wieder ins Programm. Fotos der Ausstellung findet man aber nur in der Galerie zu 2010.
Tadeusz Sobolewicz wollte eigentlich gar nicht kommen, weil ihm die Reise von Krakow nach Oswiecim inzwischen schwer fällt, aber dann kam er doch, aus alter Freundschaft, wie er sagte. Es ist wunderbar, diesen Zeitzeugen zu erleben. Vielen Dank, Herr Sobolewicz! Nächstes Jahr besuchen wir Sie in Krakow.
Endlich konnten wir nach mehreren Jahren Pause auch wieder ein kleines abendliches Treffen mit den treuen polnischen Lehrerinnen, Agata Nasilowska und Jolanta Paluch, sowie ein paar polnischen SchülerInnen improvisieren. Wie die Schüler sich verständigen? Die Polen können ein paar Worte Deutsch, alle lernen, naja, Englisch in der Schule, und man hat ja noch Hände und Füße! Die Lehrer hatten es besser, denn zum Glück sind die Polinnen Deutschlehrerinnen.
Bemerkenswert war zuletzt, dass wir beim Flug in Berlin umsteigen mussten… in eine Propeller-Maschine… was für ein Krach! Der früher genutzte Billigflieger hatte diese Strecke eingestellt — so mussten wir aus Kostengründen leider auf den Krakowtag verzichten.
Erstmalig hatten wir eine Videokamera dabei. Auch wenn wir zugeben müssen, diese Technik nicht wirklich beherrscht zu haben, ist am Ende doch, mit Hilfe von Herrn Raters, etwas Vernünftiges herausgekommen…